Glossar

Das Altöttinger Papier ist ein wichtiges Konzept in der Sozialpädiatrie. Es legt die Grundlagen und Zielvorgaben für die Arbeit in Sozialpädiatrischen Zentren fest. Bereits im Jahr 2002 beschlossen, definiert es die Tätigkeit dieser Zentren, die für die Untersuchung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Kontext mit dem sozialen Umfeld zuständig sind. Dazu gehören chronische Krankheiten, Entwicklungsstörungen, drohende und manifeste Behinderungen sowie Verhaltens- und seelische Störungen. Das Altöttinger Papier wurde im Laufe der Zeit mehrfach modifiziert, um den Entwicklungen im Gesundheitssystem gerecht zu werden. Es ist ein wichtiges Instrument für die qualitativ hochwertige sozialpädiatrische Versorgung in Deutschland.

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Es handelt sich um eine Störung der neuronalen Entwicklung. Sie zeigt sich durch Probleme im Bereich Aufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit), Impulsivität (unüberlegtes Handeln) und Selbstregulation, manchmal auch in einer starken körperlichen Unruhe (Hyperaktivität, übersteigerter Bewegungsdrang). Die Ursache der ADHS ist noch nicht vollständig geklärt, genetische Veranlagungen und vorgeburtliche oder frühe Umwelteinflüsse spielen eine Rolle. ADHS liegt bei rund 4,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland vor. Bleibt die ADHS unbehandelt, kann das ernste Folgen für das Kind und sein gesamtes familiäres Umfeld nach sich ziehen, wie etwa Schulversagen, Familienprobleme oder eine erhöhte Suchtgefahr. In den meisten Fällen kann den betroffenen Kindern und Jugendlichen durch intensive Betreuung und eine gezielte Behandlung der Symptome eine weitgehend normale soziale und schulische Entwicklung ermöglicht werden.

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Autismus ist eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. Häufig bezeichnet man Autismus bzw. die ASS als Störungen der Informations- und Wahrnehmungsverarbeitung, die sich auf die Entwicklung der sozialen Interaktion, der Kommunikation und des Verhaltensrepertoires auswirken. Die Merkmale der Autismus-Spektrum-Störung sind in drei Bereichen besonders deutlich: im sozialen Umgang mit Mitmenschen, in der Kommunikation und in sich wiederholenden und stereotypen Verhaltensweisen. Menschen mit Autismus können soziale und emotionale Signale nur schwer einschätzen und haben ebenso Schwierigkeiten, diese auszusenden. Das Verhalten ist oft charakterisiert durch eingeschränkte, sich wiederholende und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten sowie von starren Alltagsroutinen. Betroffene haben oft große Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung und der Verarbeitung von Umwelt- und Sinnesreizen.

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Die Bedarfsermittlung ist ein Verfahren, um den individuellen Unterstützungsbedarf für Menschen mit Behinderungen in den Bereichen Bildung, Wohnen, Arbeit und Freizeit zu ermitteln. Dabei gibt es Gespräche zwischen Fachkräften, Betroffenen und Eltern. Die Bedarfsermittlung ist der Schlüssel zur Prüfung und Konkretisierung von Leistungen z.B. durch die Eingliederungshilfe oder Krankenkasse. Mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) wurden die dafür maßgeblichen Vorschriften im Sozialgesetzbuch (SGB IX) konkretisiert. Neben Defiziten und Beeinträchtigungen sind nun besonders Wünsche, Fähigkeiten und individuelle Ziele bei der Feststellung eines Bedarfs einzubeziehen.

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Nach einer Schädigung am Gehirn oder Rückenmark leiden Betroffene oft an Bewegungsstörungen, ausgelöst durch eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln. Eine solche „Spastik“ kann sehr einschränken. Neben anderen Behandlungen wie Physiotherapie kann die Botulinumtoxin-Therapie helfen, die Spastik zu verringern, indem Botulinumtoxin in bestimmte betroffene Muskeln injiziert wird.

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Das BTHG ist ein Gesetz in Deutschland, das die Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung stärken soll. Es wurde Ende 2016 verabschiedet mit dem Ziel, die Umsetzung der Behindertenrechtskonvention der Vereinigten Nationen (UN-BRK) zu fördern. Es trat in vier Reformstufen bis 2023 in Kraft.

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Cerebralparese ist die Bezeichnung für eine Reihe von dauerhaften Bewegungsstörungen (Spastik, Lähmungen), die durch eine Schädigung des unreifen Gehirns verursacht werden. Die CP ist die häufigste Ursache für körperliche Beeinträchtigungen bei Kindern. Die kindliche (infantile) Cerebralparese kann mit Krampfanfällen, Verhaltensauffälligkeiten, Verständigungsschwierigkeiten, Lernbehinderung und Intelligenzminderung sowie Seh- und Hörstörungen einhergehen.

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Ein CGH-Array (Comparative Genomic Hybridization Array) ist eine molekularbiologische Methode zur Untersuchung genomischer Veränderungen (Veränderung der Erbanlagen). Es wird verwendet, um Anomalien im genetischen Material zu identifizieren, die mit herkömmlichen Chromosomenanalysen nicht sichtbar sind.

Diese Untersuchung findet Anwendung in der Humangenetik, Pränataldiagnostik und Tumordiagnostik. Sie bietet eine höhere Auflösung als klassische Chromosomenanalysen.

Chromosomen sind Strukturen innerhalb einer menschlichen Körperzelle, die das genetische Material enthalten. Sie bestehen aus Desoxyribonukleinsäure (DNA) und Proteinen und tragen die Erbinformationen, die für die Entwicklung und Funktion eines Organismus entscheidend sind. Der Mensch hat in der Zelle 46 Chromosomen, die paarweise angeordnet sind – 23 von der Mutter und 23 vom Vater. Diese winzigen Träger des Lebens steuern das Erscheinungsbild des Menschen, seine Funktionen bis hin zu bestimmten genetischen Krankheiten.

Die Eingliederungshilfe ist eine Sozialleistung, die seit 2020 in Deutschland im Sozialgesetzbuch (SGB IX) geregelt ist. Sie soll Menschen mit einer geistigen, körperlichen oder psychischen Behinderung oder von Behinderung bedrohten Menschen eine individuelle Lebensführung, die der Würde des Menschen entspricht, ermöglichen oder erleichtern (§ 90 SGB IX). Die Leistungen der Eingliederungshilfe werden erbracht, um die Behinderung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern und behinderten Menschen so die Chance zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu eröffnen. Dazu gehören u.a. die Frühförderung, Leistungen zur Schul- und Berufsausbildung oder zum selbständigen Wohnen.

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Ein EEG ist eine Untersuchungsmethode, bei der die elektrische Aktivität der Hirnrinde über Elektroden gemessen wird. Ein EEG ist zum Beispiel bei der Diagnostik von Epilepsien, Hirnentzündungen oder -tumoren sinnvoll. Dabei werden Elektroden auf die Kopfhaut geklebt. Ein Video-Enzephalogramm kombiniert die Elektroenzephalografie (EEG) mit Videoaufnahmen, für eine längerfristige Aufnahme der Hirnströme. Dabei werden die elektrischen Aktivitäten der Hirnrinde über Elektroden gemessen und zugleich wird das Verhalten des Patienten aufgezeichnet. Diese Technik ist besonders nützlich zur Diagnose von Epilepsien und zur Bewertung von Episoden veränderter Bewusstseinszustände mit unklarer Ursache.

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Ergotherapie ist eine medizinische Behandlungsform, die Menschen jeden Alters dabei helfen soll, ihr Leben eigenständiger zu gestalten und ihren Alltag zu bewältigen. Ziel der Ergotherapie im Kindesalter ist vor allem die Förderung einer altersgemäßen Entwicklung der Selbstständigkeit und Handlungsfähigkeit eines Kindes. Durch individuelle Bewegungsanleitungen können Störungen der Motorik, Sensorik und Wahrnehmung ausgeglichen werden.
Im Kinderzentrum unterstützen Ergotherapeut*innen Kinder im Erlernen von lebenspraktischen Alltagsfertigkeiten wie z. B. Malen, Schreiben, Ausschneiden, Konzentration und Ausdauer. Ein weiteres Aufgabengebiet ist die Verbesserung der fein- und grobmotorischen Koordination und Anpassung von Hilfsmitteln bei Beeinträchtigungen und die Beratung und Anleitung der Eltern. Ein übergeordnetes Ziel in der Ergotherapie ist die Verbesserung der Handlungsplanung und das Erreichen der größtmöglichen Selbstständigkeit des Kindes. Alle in der Therapie angebotenen Aktivitäten sollen für das Kind in einem sinnvollen Zusammenhang stehen.

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Ein Förderkindergarten ist eine Einrichtung im Elementarbereich, speziell für Kinder mit besonderem Förderbedarf. Diese Kindergärten bieten heilpädagogische Unterstützung für Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung sowie für Kinder, die von Behinderung bedroht sind. Die Förderung erfolgt auf der Grundlage eines ganzheitlichen Ansatzes und der interdisziplinären Zusammenarbeit aller Beteiligten. Zusätzlich kann Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie angeboten werden.

Eine Förderschule (früher auch „Sonderschule“) ist eine Schulform mit sonderpädagogischem Unterricht in kleinen Gruppen, die sich auf die individuelle Förderung von Schüler*innen mit besonderen Bedürfnissen konzentriert. Sie bietet eine Umgebung, in der Schüler*innen mit diversen Lernschwierigkeiten, körperlichen Behinderungen oder Entwicklungsverzögerungen unterstützt werden können. Förderschulen sollen Kinder mit Beeinträchtigungen in ihrer generellen Entwicklung und in der Bildungs- oder Lernentwicklung gezielt fördern. Dies soll die Teilhabe an Bildung und am Arbeitsmarkt gewährleisten.

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Jeder Mensch verfügt in seinem Erbgut über mehr als 22.300 Gene auf 23 Chromosomen-Paaren. Diese enthalten genetische Informationen, die in der Desoxyribonukleinsäure (DNA) gespeichert sind. Gen- oder Chromosomendefekte bei Kindern werden als Erbkrankheiten bezeichnet und treten bei rund 2 Prozent der Kinder auf. Am bekanntesten sind die Trisomie 21 (Down-Syndrom), die Mukoviszidose oder die Sichelzellenanämie. Andere Anomalien verursachen Probleme wie geistige Behinderung, Kleinwüchsigkeit, Krampfanfälle oder Herzprobleme.

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Grafomotorik ist ein spezieller Bereich der Feinmotorik, der sich auf die Bewegungen beim Schreiben und Zeichnen konzentriert. Sie umfasst die Koordination der Finger, Hände und des Handgelenks, um flüssige und präzise Bewegungen auszuführen. Besonders bei Kindern spielt die Grafomotorik eine wichtige Rolle, da sie die Grundlage für eine leserliche Handschrift und eine gute Stifthaltung bildet.

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Heilerziehungspfleger*innen (HEP) sind Fachkräfte, die personenzentriert die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen fördern und begleiten. Konkrete Aspekte des Berufsfeldes sind die Assistenz, Begleitung, Beratung, Bildung und Pflege von Menschen mit körperlichen, seelischen und geistigen Behinderungen. Sie unterstützen außerdem die Kommunikation und Beziehungen im Sozialraum. Die Berufsausbildung dauert 2 bis 3 Jahre und ist in Deutschland landesrechtlich geregelt.

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Die Heil- oder Sonderpädagogik ist ein Wissenschaftszweig der Pädagogik, der sich mit der Bildung, Erziehung, Förderung und Therapie von Kindern und Jugendlichen beschäftigt, die von einer Behinderung oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Entwicklungsbeeinträchtigung betroffen sind. Ziel der Heilpädagogik ist es, Menschen mit Verhaltensauffälligkeiten, Verhaltensstörungen oder Beeinträchtigungen zu unterstützen. Heilpädagogen diagnostizieren Probleme und Ressourcen der betreuten Personen, erstellen individuelle Förder- und Behandlungspläne und fördern die Persönlichkeit, Eigenständigkeit und Gemeinschaftsfähigkeit der Betroffenen.

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Hilfsmittel sind in Deutschland gemäß der Hilfsmittel-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses „Gegenstände, die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg einer Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen, soweit sie nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen sind“. Dies können also z. B. Hygieneprodukte, Gehhilfen, Prothesen, ein Rollstuhl oder ein Sprachcomputer sein. Es gibt ein Hilfsmittelverzeichnis der Gesetzlichen Krankenversicherungen.

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Eine verbindliche Definition von Inklusion gibt es nicht. Verstanden wird darunter meist die gleichberechtigte und selbstbestimmte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen oder mit Migrationshintergrund an Bildung, am Arbeits- und am gesellschaftlichen Leben. In einer inklusiven Gesellschaft wird niemand außen vor gelassen, die Unterschiedlichkeit der Menschen wird als Vorteil gesehen. Die gesetzliche Basis ist Artikel 3 des Grundgesetztes: „(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin. (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden“.

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Integration ist ein Begriff der Soziologie und beschreibt die Eingliederung in die Gesellschaft, die Herstellung einer Einheit aus einzelnen Elementen oder die Fähigkeit einer Einheit auf Grundlage gemeinsamer Werte und Normen. Ziel der Integration ist es, alle Menschen, die dauerhaft und rechtmäßig in einem Land leben, in die Gesellschaft – also etwa in Vorschul- und Schulbildung, Ausbildung, Erwerbsleben, Kultur, Sport und Freizeitaktivitäten einzubeziehen. Es handelt sich um einen wechselseitigen Prozess, der auf gemeinsamen Verständnis und Zusammenleben basiert. Verwendet wird der Begriff oft mit Bezug zu Migrant*innen und zu Menschen mit Behinderungen.

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Integrationsmaßnahmen sind verschiedene Programme und Aktivitäten, die darauf abzielen, Menschen in eine Gesellschaft oder Gemeinschaft einzubinden. Sie betreffen oft Migranten, Geflüchtete oder Menschen mit Beeinträchtigungen die Unterstützung benötigen, um sich in einem neuen Umfeld zurechtzufinden. Das Kinderzentrum bietet über den Fachdienst für Integrationspädagogik für Kita-Kinder mit Beeinträchtigungen z.B. die Unterstützung durch eine Begleitperson an. Weitere Maßnahmen der Integration anderer Einrichtungen sind beispielsweise Sprachkurse für Geflüchtete, Unterstützung bei der beruflichen Qualifikationen, soziale Unterstützung bei Behördengängen, Wohnungssuche, bei der kulturellen Teilhabe oder in der Gesundheitsversorgung. Das Ziel ist es, allen Menschen eine Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, an Bildung und am Erwerbsleben zu ermöglichen.

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In interdisziplinären, also fächerübergreifenden Teams arbeiten Fachkräfte aus unterschiedlichen Fachbereichen zusammen, um gemeinsam Diagnose- und Therapieziele zu verfolgen. Die Fachkräfte kommen etwa aus der Kinder- und Jugendmedizin, Kinder- und Jugendpsychologie, Neuropädiatrie, Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Sozial- und Heilpädagogik, Heilerziehungspflege, Erziehung, Pflege und Medizinischen Assistenz

Die Karyotypisierung ist eine Methode der Genetik (Wissenschaft von der Vererbung/der Erbanlagen), mit der die Chromosomen* eines Organismus untersucht werden. Sie hilft dabei, chromosomale Anomalien oder genetische Störungen zu identifizieren. Dabei werden die Chromosomen aus einer Zellprobe isoliert, gefärbt und unter dem Mikroskop analysiert. Die Chromosomen werden dann nach Größe, Form und Anzahl geordnet, um mögliche Abweichungen zu erkennen.

*Chromosomen sind die Erbanlagen einer Zelle, sie bestehen aus extrem komprimierter Desoxyribonukleinsäure (DNA). Die DNA enthält die einzelnen Gene (Erbinformationen). Der Mensch besitzt 46 Chromosomen. 

Leistungsträger tragen die Kosten für Gesundheits-, Teilhabe- oder Reha-Maßnahmen. Dies können Krankenkassen, die Unfall- oder Rentenversicherung, die Kinder- und Jugendhilfe, Integrations- und Inklusionsämter oder die Eingliederungshilfe sein.

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Logopädie ist ein Bereich der Therapie, der sich mit der Bewertung, Diagnose und Behandlung von Sprach-, Sprech-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigungen bei Kindern und Erwachsenen befasst. Die Logopädie kann Menschen mit Sprachschwierigkeiten helfen, sich besser zu verständigen und Barrieren abzubauen, die durch Sprachfehler entstehen. Das Ziel einer Sprachtherapie kann sein, die Aussprache zu verbessern, die Stimme zu trainieren oder richtig sprechen zu lernen. Im Kinderzentrum untersuchen und behandeln Logopäd*innen Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen (z. B. Störungen der Aussprache, der Grammatik, Einschränkungen des Wortschatzes, Redeflussstörungen, Sprachverständnisstörungen  u. v. a. m.). Weiterhin werden Säuglinge und Kinder mit mundmotorischen Störungen und Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme logopädisch behandelt. Um die Sprechfreude und Therapiemotivation zu wecken und aufrecht zu erhalten, werden die Übungen in kindgerechter und spielerischer Form angeboten. Die Elternberatung beinhaltet Aufklärung über Ursachen und Auswirkungen der jeweiligen Störung und gezielte Hinweise zur Förderung und Umgang im Alltag.

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Marte Meo ist eine Beratungsmethode, die mit Hilfe von Videos Informationen über Interaktionen im Alltag gewinnt. Durch die Betrachtung der Videos in kleinen Schritten und der anschließenden Analyse werden Entwicklungsbotschaften, die sich in Signalen und Initiativen im Verhalten zeigen, entdeckt. Ziel ist es, Fachkräften, Eltern und Familienangehörigen in kleinen Schritten mit Hilfe von Bildern aus den Videoaufnahmen zu zeigen, wie sie die Entwicklung der zu begleitenden Person unterstützen und auf welche Signale und Initiativen sie noch genauer achten können oder eventuell noch Strukturierung (positive Leitung) und Hilfestellung geben können. Die niederländische Sozialpädagogin Maria Aarts entwickelte in den 70-er Jahren das Programm Marte Meo.

Dieses Fachgebiet der Medizin beschäftigt sich mit der körperlichen und geistigen Entwicklung und mit möglichen Nervenkrankheiten von Kindern und Jugendlichen. Gehirn, Rückenmark, Nerven und Muskeln können durch Veränderungen in ihrer Anlage, schädigende Einflüsse während Schwangerschaft und Geburt, Erkrankungen vielfältiger Ursachen und Art sowie Unfälle beeinträchtigt werden und die optimale Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. Neuropädiater*innen untersuchen und behandeln z.B. Epilepsien, neurometabolische Nervenerkrankungen (Stoffwechsel der Nerven betreffend), erbliche Nervenerkrankungen (z.B. spinale Muskelatrophie), Störungen der Nervenversorgung des Muskelapparats, Fehlbildungen, Tumoren, entzündliche oder traumatische Schäden des Nervensystems.

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Physiotherapie umfasst bestimmte Verfahren der Bewegungstherapie sowie die physikalische Therapie. Physiotherapie nutzt als natürliches Heilverfahren die passive – z. B. durch den Therapeuten geführte – und die aktive, selbstständig ausgeführte Bewegung des Menschen sowie den Einsatz physikalischer Maßnahmen zur Heilung und Vorbeugung von Erkrankungen. In der Physiotherapie werden Kinder mit angeborenen oder erworbenen Problemen der motorischen Entwicklung betreut. Neben der Befunderhebung der Motorik (unter besonderer Berücksichtigung der Eigenaktivität und Funktionalität im Alltag) beurteilen die Physiotherapeut*innen den motorischen Entwicklungsstand und die Qualität von Haltung und Bewegung mit.

Im Kinderzentrum werden Kinder darin unterstützt, ihre Bewegungsmöglichkeiten zu entdecken und auszuschöpfen. Die Freude an der Bewegung fördert selbständiges Handeln und stärkt das Selbstbewusstsein. Die Elternberatung und -anleitung ist wichtiger Bestandteil der Therapie. Physiotherapeut*innen führen die Anpassung von Hilfsmitteln wie Einlagen, Orthesen, Gehhilfen oder Rollstühlen in Zusammenarbeit mit Ärzt*innen und Orthopädietechniker*innen durch und begleiten vielfach die ärztlichen Untersuchungen, z. B. in der Neuro-Orthopädischen Sprechstunde und in der Bewegungs-Sprechstunde.

Psychomotorik ist ein pädagogischer Ansatz, der die Bewegung nutzt, um die kognitive, soziale und emotionale Entwicklung von Kindern zu fördern. Die Psychomotorik beschreibt die Zusammenhänge zwischen psychischen Prozessen und motorischen Fähigkeiten. Es wurde in Deutschland in den 1950er Jahren von Ernst Kiphard begründet und ist besonders wichtig für die Entwicklung von Kindern, da es die Förderung von Bewegung und sozialen Verhaltensweisen wie Toleranz und Kooperation umfasst. Psychomotorische Techniken werden in der Heil- und Sonderpädagogik sowie in der Psychiatrie eingesetzt, um die persönliche Entwicklung zu unterstützen.

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Regulationsprobleme bei Säuglingen, wie Schwierigkeiten beim Schlafen, Füttern und exzessives Schreien, können sich zu so genannten Regulationsstörungen entwickeln. Diese betreffen etwa 10 Prozent der Familien mit Kindern im Alter von 0 bis 3 Lebensjahren. Formen der Regulationsstörungen können sein: exzessives Schreien im Säuglingsalter, Störungen der Schlaf-Wach-Regulation / Schlafstörungen, Fütter- und Gedeihstörungen, exzessives Klammern, exzessives Trotzen sowie motorische Unruhe/Spielunlust. Säuglinge, die z.B. ungewöhnlich viel schreien und nur schwer zu beruhigen sind, werden umgangssprachlich als „Schreibabys“ bezeichnet. Das exzessive Schreien ist Folge einer verspäteten Verhaltensregulation des Säuglings – er hat große Schwierigkeiten, verschiedene Situationen richtig einzuschätzen und angemessen zu reagieren. Auch eine angeborene Neigung (Disposition) und das elterliche Verhalten können eine Rolle spielen. Der Schwerpunkt der Behandlung ist die Beziehung und Interaktion von Eltern und Kind. Zunächst geht es um eine Entlastung der Eltern, psychisch, aber möglichst auch physisch durch Hilfeleistungen für die Eltern.

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Der Situationsansatz ist ein sozialpädagogisches Konzept zur Begleitung von Bildungs- und Lebensbewältigungsprozessen von Kindern in Kindertageseinrichtungen. Das Ziel ist die Förderung von Autonomie, Solidarität und Kompetenz. Entwickelt wurde der Situationsansatz in den frühen 1970er Jahren im Deutschen Jugendinstitut (DJI, maßgeblich durch Prof. Dr. Jürgen Zimmer). Weiterentwickelt wurde er in den 1990er Jahren.

Im Situationsansatz sollen durch die Erzieher*innen alltägliche Situationen und Themen aufgegriffen werden (sogenannte „Schlüsselsituationen“), die es ermöglichen, auf exemplarische und verdichtete Weise Kinder auf ihr zukünftiges Leben vorzubereiten. Im Wesentlichen orientiert sich der Situationsansatz an den Wünschen der Kinder. Diese werden aktiv in die Planung des Tages einbezogen, sodass sie das lernen können, was sie derzeit interessiert.

Das Institut für den Situationsansatz der Internationalen Akademie Berlin für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie (INA, an der Freien Universität Berlin) beschreibt fünf Dimensionen, die den Situationsansatz charakterisieren: Lebensweltorientierung, Bildung, Partizipation, Gleichheit und Anerkennung von Verschiedenheit sowie Einheit von Inhalt und Form.

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Der Snoezelen-Raum  geht auf  Jan Hulsegge und Ad Verheul, zwei Mitarbeiter am De Hartenberg Institut in den Niederlanden, zurück (1978). Der Name entstand aus den beiden niederländischen Verben „snuffelen“ (etwa: schnüffeln) und „doezelen“ (dösen). Der Aufenthalt in einem Snoezelen-Raum bedeutet, dass man dort bequem liegend oder sitzend, umgeben von Klängen und Melodien, Lichteffekte betrachten kann.  Der Aufenthalt soll angenehme Sinnesreize vermitteln und entspannend wirken.

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Das deutsche Sozialgesetzbuch (SGB) enthält das Sozialrecht, es wird seit den 1970-er Jahren kontinuierlich angepasst und ausgebaut. Das Sozialgesetzbuch hat das Ziel, zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit und sozialer Sicherheit beizutragen und diese zu gestalten. Es besteht aus 12 Teilen / Büchern: SGB I: Allgemeiner Teil, sozialrechtliche Grundpositionen (seit 1976 in Kraft), SGB II: Grundsicherung für Arbeitssuchende, SGB III: Arbeitsförderung, SGB IV: Gemeinsame Vorschriften für die Sozialversicherung (seit 1977 in Kraft), SGB V: Gesetzliche Krankenversicherung (seit 1989 in Kraft). SGB VI: Gesetzliche Rentenversicherung (seit 1992 in Kraft), SGB VII: Gesetzliche Unfallversicherung, SGB VIII: Kinder- und Jugendhilfe. SGB IX: Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen, SGB X: Sozialverwaltungsverfahren und Sozialdatenschutz (seit 1981 in Kraft), SGB XI: Soziale Pflegeversicherung und SGB XII: Sozialhilfe.

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Die Sozialpädiatrischen Zentren sind nach dem Sozialgesetzbuch (§119 SGB V) eine institutionelle Sonderform interdisziplinärer ambulanter Krankenbehandlung. Sie sind zuständig für die Untersuchung und Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Kontext mit ihrem sozialen Umfeld einschließlich der Beratung und Anleitung von Bezugspersonen. Zum Behandlungsspektrum gehören Entwicklungsstörungen, drohende und manifeste Behinderungen sowie Verhaltens- oder seelische Störungen.

Charakteristika der Sozialpädiatrischen Zentren im Vergleich zu anderen pädiatrischen Institutionen sind die Interdisziplinarität (fachübergreifende Zusammenarbeit verschiedener med. Berufsgruppen), der hohe Anteil an psychotherapeutischen / psychosozialen und rehabilitativen Interventionen, die Einbeziehung der Familie in die Therapie als konzeptioneller Schwerpunkt, die Kindheitslange Betreuung bis ins Jugendalter, die Arbeit an der Schnittstelle zwischen klinischer Pädiatrie, pädiatrischer Rehabilitation und öffentlichem Gesundheitsdienst sowie die Vernetzung mit nichtärztlichen Diensten.

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Eine Spastik ist eine durch eine Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks verursachte Veränderung, bei der eine erhöhte Muskelspannung besteht, die zu Verkrampfungen und steifen Muskeln führt. Die betroffene Muskulatur kann nicht willkürlich entspannt werden. Eine Vielzahl von neurologischen Erkrankungen kann zu einer Spastik führen. Oft befinden sich die betroffenen Körperteile, meist Arme und/oder Beine, in einer unnatürlichen Fehlstellung, die im Verlauf zu Veränderungen in Muskeln, Bändern, Sehnen und Gelenken führen kann. Eine Spastik kann z. B. als Folge einer Cerebralparese durch frühkindliche Hirnschädigungen entstehen.

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Die Spina bifida (Spaltbildung der Wirbelsäule) ist eine angeborene Fehlbildung. Dabei schließt sich das Neuralrohr im Mutterleib nicht richtig. Die Folge ist ein sogenannter „offener Rücken“. Der Wirbelkörper bildet an der betroffenen Stelle keinen Ring um das Rückenmark, sondern ist zum Rücken hin offen. Während manche Kinder keine Symptome haben, sind andere von schweren Behinderungen betroffen. Es kann zu Lähmungen, geistigen Entwicklungsverzögerungen oder Inkontinenz (mangelnde Fähigkeit Urin und Stuhl zu halten und kontrolliert abzugeben) kommen. Zur Therapie gehören operative Maßnahmen, Physiotherapie und Hilfsmittel wie stabilisierende Orthesen.

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Bei einer syndromalen Erkrankung kommt es zum gleichzeitigen Auftreten mehrerer klinischer Auffälligkeiten, die schon bei der Geburt vorhanden sind oder die sich erst im Laufe der Kindheit/Jugend entwickeln können. Hierzu zählen Veränderungen wie zum Beispiel Fehlbildungen des Schädels, des Gesichts oder der Extremitäten, Funktionsstörungen oder Fehlbildungen von Organen, Kleinwuchs, Entwicklungsverzögerung, etc. Teilweise gehen diese Erkrankungen mit einer Intelligenzminderung einher. Die Wissenschaft geht von genetischen Ursachen aus. Die Therapie fokussiert auf die jeweiligen Beeinträchtigungen und versucht die Lebensqualität und Selbstständigkeit des Kindes zu verbessern.

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Teilhabe bedeutet das Einbezogen-Sein in eine Lebenssituation. Dies kann die Teilhabe oder Partizipation z. B. von Menschen mit Behinderungen an Bildung, am Erwerbsleben und dem Leben in der Gesellschaft sein. Der Begriff der Teilhabe spielt eine große Rolle im Behinderungskonzept der Weltgesundheitsorganisation, dem die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) aus dem Jahre 2001 zugrunde liegt. Teilhabe ist hier mit Fragen nach dem Zugang zu Lebensbereichen, der Daseinsentfaltung, dem selbstbestimmten Leben und der Chancengerechtigkeit verknüpft sowie mit Fragen der Lebenszufriedenheit, der erlebten gesundheitsbezogenen Lebensqualität und der erlebten Anerkennung und Wertschätzung in den Lebensbereichen, die für die betrachtete Person wichtig sind.

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Darunter versteht man in der Medizin eine Untersuchungsmethode von organischen Geweben. Die Sonografie beruht auf dem Echoprinzip. Der vom Untersuchungsgerät ausgesendete Ultraschall wird von unterschiedlich dichten Geweben unterschiedlich reflektiert. Ärzt*innen können so auf einem Ultraschallbild erkennen, welche Organgewebe ggf. krankhaft verändert sind.

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Im Jahr 2009 ratifizierte Deutschland das Übereinkommen der Vereinten Nationen (UN) über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (UN-BRK). So wurde sie geltendes Recht, das von allen staatlichen Stellen umzusetzen ist. Die UN-BRK konkretisiert die bereits anerkannten allgemeinen Menschenrechte aus anderen Menschenrechtsübereinkommen auf die Situation von Menschen mit Behinderungen. Hintergrund für das Entstehen der Konvention war die weltweite Erfahrung, dass Menschen mit Behinderungen nicht ausreichend vor Diskriminierung und Ausgrenzung geschützt worden sind – und immer noch werden. Die UN-BRK unterstreicht: Menschen mit Behinderungen sind Träger*innen von Menschenrechten und der Staat ist in der Pflicht, die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu achten, zu gewährleisten und zu schützen.

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Unterstützte Kommunikation (UK) ist eine Methode, die Menschen, die nicht sprechen können, dabei hilft, sich auszudrücken. Dazu können Handbewegungen, Gesichtsausdrücke, Fotos, Symbolkarten, Computer oder Handys genutzt werden. Unterstützte Kommunikation betont das Recht eines jeden Menschen auf Selbstbestimmung und Partizipation. Dafür ist die Kommunikation unerlässlich. Unterstützte Kommunikation geht davon aus, dass jeder Mensch ein Bedürfnis nach Kontakt und Kommunikation hat. Ausgehend von den aktuellen Kompetenzen einer Person entwickelt Unterstützte Kommunikation individuelle Maßnahmen für eine bessere Verständigung und mehr Mitbestimmung im Alltag.

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Ein Video-EEG ist eine spezielle Form der Elektroenzephalografie (EEG), bei der die Hirnströme über einen längeren Zeitraum aufgezeichnet werden, während gleichzeitig eine Videoaufnahme des Patienten erfolgt. Diese Methode wird häufig zur Diagnose und Überwachung von Epilepsie eingesetzt, da sie hilft, Anfälle genau zu analysieren und deren Ursprung im Gehirn zu bestimmen.

Das Zentrale Nervensystem (ZNS, auch: Zentralnervensystem) des Menschen setzt sich aus dem Gehirn und dem Rückenmark zusammen. Gemeinsam mit dem peripheren Nervensystem bildet es das Nervensystem. Das periphere Nervensystem sendet Signale an das ZNS. Das ZNS ist unter anderem verantwortlich für das Denken, Fühlen und Erinnern. Dazu verarbeitet es Informationen aus dem Körper und der Umwelt. Anschließend reagiert es darauf und sendet Befehle an die Organe und Muskeln.

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Ein Zweckverband ist eine Kooperation von verschiedenen Kommunen oder Gemeinden zur Erfüllung eines festgelegten öffentlichen Zwecks. In der Verbandssatzung sind die Mitglieder, die Aufgaben und der Name ebenso wie die Art der Finanzierung festgelegt. Der Zweck des Verbands kann variieren z.B. die Wasser-, Schul- oder Wohnungsversorgung von Kommunen oder Versorgungsleistungen im Gesundheitsbereich. Zweckverbände sind Körperschaften des öffentlichen Rechts.

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