In den Sozialen Medien hält sich unter Impfskeptikern seit vielen Jahren der Mythos, dass Impfungen bei Säuglingen in Verbindung stünden mit der Entstehung und der Zunahme von Autismus.

Das Robert Koch-Institut stellt klar, dass es diesen Zusammenhang nicht gibt: Autismus wird nicht durch Impfungen ausgelöst oder begünstigt. Eine entsprechende Behauptung eines britischen Arztes (Andrew Wakefield, Großbritannien 1998) basierte nicht nur auf gefälschten Daten, sondern diese wurden nur an 12 Kindern erhoben. Dies ist eine viel zu kleine Stichprobe, um eine allgemeingültige Aussage zu treffen. Wakefield hat seine Studie längst zurückgezogen. Seine Behauptung konnte bereits mehrfach wissenschaftlich widerlegt werden.[1]

Die Pharmazeutische Zeitung nennt z. B. eine dänische Studie mit über 657.000 Kindern, die zeigte, dass die Autismusrate bei geimpften Kindern nicht höher lag als bei ungeimpften.[2]  Die wachsende Zahl an Autismus-Diagnosen geht laut Expert*innen auf eine erhöhte Aufmerksamkeit, verbesserte Testverfahren, genauere Definitionen sowie verbesserte Ärzteschulungen zurück.

Wissenschaftler*innen diskutieren verschiedene Erklärungsansätze für Autismus. Dazu gehören genetische (erbliche) Faktoren, das höhere Alter von Eltern bei der Geburt des Kindes sowie Risikofaktoren in Schwangerschaft und Geburt – wie etwa Infektionskrankheiten der Mutter. Auch neurologische Auffälligkeiten in Gehirn und Gehirnentwicklung mancher Betroffener werden untersucht. (Neurologen und Psychiater im Netz)[3]  Ebenso werden Umweltfaktoren diskutiert. Bisher gibt es jedoch noch keine eindeutigen Ergebnisse hierzu.

Bauklötze mit den Worten Fakten versus Mythen (Foto: Adobe Stock)

Fakten versus Mythen (Foto: Adobe Stock)

In Internet und Social Media gibt es viele falsche Aussagen und Mythen zum Thema Autismus und seine Ursachen. Dieser Beitrag möchte dem Fakten entgegensetzen.

Der Verband „Autismus verstehen“ unterstreicht, dass das elterliche Verhalten Autismus nicht begünstigt oder auslöst: „Für die Entstehung autistischer Verhaltensweisen ist das Verhalten der Eltern nicht die Ursache – weder das Erziehungsverhalten noch die Art der emotionalen Zuwendung. Lange Zeit ging man davon aus, es wären emotional sehr „kühle“ Eltern, vor allem die Mütter („Kühlschrankmütter“) dafür verantwortlich, was schon seit vielen Jahren widerlegt ist.“ [4]

Grundsätzlich ist das elterliche Verhalten natürlich für die gesunde psychische und soziale Entwicklung von Kindern von großer Bedeutung. Zum Beispiel die unbedachte Nutzung von elektronischen Kommunikations- und Spielgeräten durch Eltern oder Kinder hat keinen ursächlichen Zusammenhang mit der Entstehung von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS), kann sich aber negativ auf die kindliche Entwicklung auswirken. Deutlich erhöhter Konsum elektronischer Medien beeinträchtigt die psychosoziale Entwicklung von Kindern. (Studie von Niiranen et al) [5]

Früher Kontakt mit Bildschirmmedien kann autistische Züge bei Kindern begünstigen (Studie von Heffler et al 2020) [6]. Das heißt, es können durch übermäßigen Medienkonsum und Vernachlässigung des Kindes Symptome entstehen, die wie Autismus aussehen, aber andere Ursachen haben. So kann es zum Verdacht auf eine ASS kommen. In der Behandlung der Kinder kommt es meist zu einer schnellen Symptombesserung  – und es zeigt sich rückblickend, dass die Symptome nicht auf eine ASS zurückzuführen waren.

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[1]  Robert Koch-Institut 2023: „Fakt: Autismus wird nicht durch Impfungen ausgelöst oder begünstigt“[2] Pharmazeutische Zeitung 2019: „Kein Zusammenhang zwischen Autismus und Impfungen“[3] Fachorganisation „Neurologen und Psychiater im Netz“ zu Ursachen von Autismus-Spektrum-Störungen[4] Verband „Autismus verstehen“ zu Autismus-Ursachen[5] Wissenschaftliche Studie:  Niiranen J, Kiviruusu O, Vornanen R, Saarenpää-Heikkilä O, Paavonen EJ. High-dose electronic media use in five-year-olds and its association with their psychosocial symptoms: a cohort study. BMJ Open. 2021 Mar 17;11(3):e040848. doi: 10.1136/bmjopen-2020-040848. PMID: 33731383; PMCID: PMC7978091.[6] Wissenschaftliche Studie:  Heffler KF, Sienko DM, Subedi K, McCann KA, Bennett DS. Association of Early-Life Social and Digital Media Experiences With Development of Autism Spectrum Disorder-Like Symptoms. JAMA Pediatr. 2020 Jul 1;174(7):690-696. doi: 10.1001/jamapediatrics.2020.0230. PMID: 32310265; PMCID: PMC7171577.

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