Leitbild & Geschichte
Das Kinderzentrum Ludwigshafen am Rhein (Kiz LU) ging 1979 in Betrieb – es blickt also auf eine fast 50-jährige Geschichte zurück (siehe unten). Das Zentrum erweiterte seine Angebote in seinem Einzugsbereich stetig, um den Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen besser gerecht zu werden. Als Orientierungsrahmen für die Arbeit am Kinderzentrum erstellten Mitarbeitende der Einrichtungen bereits 2011 ein gemeinsames Leitbild für alle Beschäftigten.
Leitbild
Dies ist das 2024 zum dritten Male aktualisierte Leitbild des Zweckverbandes Kinderzentrum Ludwigshafen am Rhein, getragen von den Städten Frankenthal, Ludwigshafen am Rhein und Speyer, dem Rhein-Pfalz-Kreis sowie dem Verein Kinderhilfe in Rheinhessen und Vorderpfalz e.V. Von besonderer Bedeutung ist die Inklusion im Sinne von:
MITTENDRIN SEIN
GEMEINSAM ENTWICKLUNG GESTALTEN
VISIONEN VERWIRKLICHEN
Vorwort
Dieses Leitbild ist die uns verbindende Grundlage unserer Arbeit. Es ist ein selbstgewählter Wegweiser und Orientierungsrahmen für unsere Haltung, Werte und Fachlichkeit.
Inklusion ist unsere zentrale Werthaltung. Wir setzen uns ein für die tägliche, aktive Gestaltung von Inklusion. Das bedeutet für uns „Mittendrin sein, gemeinsam Entwicklung gestalten und Visionen verwirklichen“. Wir sehen Inklusion als Prozess und sind uns bewusst, dass Integrationsarbeit den Weg zur Inklusion beschreibt. Mit jedem gelungenen Schritt erreichen wir mehr Offenheit, Akzeptanz, soziale Gleichstellung und gleichberechtigte Teilhabe.
Das Leitbild wurde 2024 von Mitarbeitenden aller Abteilungen in einer Arbeitsgruppe zum dritten Mal überarbeitet.
Das sind wir
Gegründet von unseren Trägern, den Städten Frankenthal, Ludwigshafen, Speyer, dem Rhein-Pfalz-Kreis und dem Verein Kinderhilfe im Jahr 1979, sind wir ein Zentrum der Gesundheitsversorgung, medizinischen Rehabilitation und sozialen Teilhabe. Unsere Arbeit leisten wir in verschiedenen Einrichtungen/Abteilungen unter dem gemeinsamen Dach des Kinderzentrums.
Diese Einrichtungen/Abteilungen sind:
- Allgemeine Abteilung / Technik und Service
- Sozialpädiatrisches Zentrum mit Frühförderung (SPZ)
- Außenstellen des SPZ (AST) an sieben Standorten
- Fachdienst Autismus (FDA)
- Förderkindergarten (Fökiga)
- Tagesförderstätte für Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung (TFS)
- Fachdienst Inklusionsbegleitung (FIB) mit den Fachbereichen Schule, Freizeit und Unterstützte Kommunikation
- Fachdienst für Integrationspädagogik (FDI)
Unser Auftrag
Das Kinderzentrum ist Anlaufstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit verschiedenen Beeinträchtigungen und deren Familien in unserem Einzugsgebiet. Unter Beeinträchtigungen verstehen wir Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten, chronische Erkrankungen, drohende oder bestehende Behinderungen in Wechselwirkung mit Barrieren, die sich durch das soziale und strukturelle Umfeld ergeben. [1]
Unser Selbstverständnis und unsere Werte
INKLUSION IST EINE HALTUNG
Die Bedürfnisse und Interessen der von uns begleiteten Menschen stellen wir in den Mittelpunkt unserer Arbeit und treten in besonderem Maße für ihre Würde und Selbstbestimmung ein. Wir unterstützen sie dabei, ihre Eigenkräfte und Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer Lebensbedingungen zu erschließen mit dem Ziel, Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern.
Mitarbeitende
Wir Mitarbeitende des Kinderzentrums sind das Fundament für die hohe Qualität der Arbeit. Wir sind davon überzeugt, dass die Arbeit jedes Einzelnen, unabhängig vom jeweiligen Einsatzbereich, für das Gelingen des Ganzen gleichermaßen wichtig ist. Jeder und jede Einzelne prägt durch Haltung und Auftreten das Bild unseres Hauses nach innen und außen. Wir gestalten das Miteinander mit Respekt, Toleranz, Offenheit und Wertschätzung gegenüber allen Menschen. Darunter verstehen wir alle Vielfaltsaspekte wie Beeinträchtigung, Alter, Religion, ethnische Herkunft, Sexualität und Geschlecht oder anderer Merkmale. Durch uns lebt das Leitbild.
Leitung
Wir Führungskräfte leben unsere Identifikation mit den Leitgedanken des Kinderzentrums und führen mit Bewusstheit und Wertschätzung auf allen Ebenen.
Ausblick
Seit der letzten Überarbeitung unseres Leitbildes im Jahr 2018 stehen die Gesellschaft und somit das Kinderzentrum vor großen Veränderungen und Herausforderungen. Wir stellen uns weiterhin gemeinsam den Aufgaben der Zukunft und sehen Entwicklung als Chance in einem offenen Prozess. Diesen möchten wir aktiv gestalten, indem wir gemeinsam handeln.
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[1] § 2 Abs. 1 SGB IX: Menschen mit Behinderung sind Menschen, die körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, die sie in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren an der gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate hindern können.
[2] Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (BTHG). Das Bundesteilhabegesetz veränderte die Rechtslage von Grund auf und soll Menschen mit Behinderungen zu mehr Teilhabe und individueller Selbstbestimmung verhelfen. Mit der vollständigen Umsetzung einzelner Reformstufen des BTHG wurde für die Eingliederungshilfe ein eigenes Leistungsgesetz mit dem SGB IX geschaffen.

Luftansicht des Kinderzentrums in der Karl-Lochner-Straße 8 in Ludwigshafen-Oggersheim (Foto: Kiz LU)
Am Hauptsitz des Kinderzentrums in der Karl-Lochner-Straße 8 in Ludwigshafen-Oggersheim sind das Sozialpädiatrische Zentrum mit Frühförderung, der Förderkindergarten und die Verwaltung untergebracht. Ganz in der Nähe in der Mörikestraße 15 ist die Tagesförderstätte. Im Hedwig-Laudien-Ring 35/35a befinden sich der Fachdienst Autismus und der Fachdienst Inklusionsbegleitung. In der Rheinhorststraße 14a ist der Fachdienst für Integrationspädagogik.
Geschichte
Planung und Bau des Kinderzentrums
Am 6. Dezember 1976 gründeten die Städte Frankenthal, Ludwigshafen und Speyer, sowie der Rhein-Pfalz-Kreis (früher Landkreis Ludwigshafen) unter Beteiligung der „Kinderhilfe in Rheinhessen und Vorderpfalz e. V.“ (Reiterhof Kinderhilfe e.V.) den „Zweckverband Zentrum für körperbehinderte Kinder und Jugendliche“.
Den ersten Spatenstich für das damals so genannte „Körperbehindertenzentrum“ in der Karl-Lochner-Straße in Ludwigshafen-Oggersheim führte am 3. Mai 1977 der damalige Vorsteher des Zweckverbandes, Ludwigshafens früherer Oberbürgermeister Dr. Werner Ludwig aus.
Eröffnung des Kinderzentrums
Rund zwei Jahre darauf, am 2. Mai 1979, wurde der Betrieb aufgenommen. Es gab eine Schule für Körperbehinderte, heute Mosaikschule (Schule mit dem Förderschwerpunkt motorische Entwicklung Ludwigshafen, SFM) und zwei Einrichtungen des heutigen Kinderzentrums: einen „Sonderkindergarten“, heute Förderkindergarten, und eine „Ambulanz/Frühförderung“. Durch Gesetzesänderung erfolgte 1989 die Umbenennung der Ambulanz in Sozialpädiatrisches Zentrum/Frühförderung (SPZ).
Seit einer Satzungsänderung Anfang 1986 heißt der bisherige „Zweckverband Zentrum für Körperbehinderte“ heute Zweckverband Kinderzentrum Ludwigshafen am Rhein. Weitere Abteilungen für Kinder und Erwachsene mit Beeinträchtigungen folgten.
Betreuung von Kindern mit Beeinträchtigungen in Ludwigshafen und der Region
Nach ersten Ansätzen 1983 startete das Kinderzentrum gemeinsam mit der Stadt Ludwigshafen im Sommer 1993 mit der integrativen Förderung von nichtbehinderten und Kindern mit besonderem Förderbedarf in zwei Gruppen im Kindergarten der Stadt Ludwigshafen in der Comeniusstraße in Ludwigshafen im Stadtteil Oggersheim.
1994 begann das SPZ mit integrativen Kindertagesstätten im Verbandsgebiet zu kooperieren und die therapeutische und psychologische Versorgung zu übernehmen. Gleichzeitig richtete der Zweckverband von dort aus eine wohnortnahen Versorgung durch eine Außenstelle des SPZ ein.
2023 entstand die Abteilung Außenstellen des Sozialpädiatrischen Zentrums (AST) – die Mitarbeitenden der heute sieben Außenstellen unterstützen in überwiegend regionalen Kindertagesstätten mit integrativem Schwerpunkt Kinder mit Beeinträchtigungen durch Maßnahmen der Frühförderung. Durch die Außenstellen können die Betroffenen vor Ort betreut werden.
Betreuung von Erwachsenen mit Behinderungen an der Tagesförderstätte
Am 3. September 1987 nahm die Tagesförderstätte für mehrfach schwerstbehinderte Erwachsene (TFS) in einem größeren Raum der Mosaikschule ihren Betrieb auf. Anfangs wurden fünf behinderte junge Menschen betreut.
Aufgrund der großen Nachfrage nach Betreuungsplätzen entstand ein Neubau in der Mörikestraße direkt neben dem Außengelände des Sonderkindergartens. Er wurde im Oktober 1994 eingeweiht. Er ist für sechs Gruppen mit insgesamt 42 Plätzen konzipiert.
Ambulante Betreuung von Menschen mit Behinderungen und Sprachbeeinträchtigungen
Der Arbeitskreis zur „Unterstützten Kommunikation“ entstand bereits Anfang 2001. Daraus wurde die heutige Beratungsstelle für Unterstützte Kommunikation (BUK). Diese gehört heute zum Fachdienst Inklusionsbegleitung.
Im Haushalts- und Stellenplan 2005 schuf die Verbandsversammlung die Voraussetzungen für die Einrichtung der neuen Abteilung „Ambulante Dienste“ (seit Dezember 2020 Fachdienst Inklusionsbegleitung – FIB genannt). Die „Ambulanten Dienste“ unterstützten anfangs nur die Eltern von Besuchern der Tagesförderstätte durch die stundenweise Übernahme ambulanter Dienstleistungen in der Freizeit. Inzwischen wurde das Angebotsspektrum erheblich ausgeweitet und die FIB-Mitarbeitenden unterstützen Menschen mit Behinderungen in der Region in Schule, Freizeit und durch Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation.
Hilfe für Kinder mit Autismus und für Kita-Kinder
Seit 2012 gibt es außerdem den Fachdienst für Integrationspädagogik (FDI), der die Teilhabe von Kita-Kindern mit Beeinträchtigungen in der Region durch Integrationsmaßnahmen unterstützt. Der FDI ging wie der Fachdienst Inklusionsbegleitung aus den „Ambulanten Diensten“ hervor, sein Büro ist in der Rheinhorststraße (Ludwigshafen Oggersheim).
Das Kinderzentrum plante 2018 außerdem ein „Autismuszentrum“, um die zunehmende Zahl von Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung besser behandeln zu können. Daraus entstand 2019 der „Fachdienst Autismus“ (FDA). Seit August 2022 ist der Fachdienst Autismus in eigenen Räumen im Hedwig-Laudien-Ring (Ludwigshafen Oggersheim) tätig. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden diagnostische Untersuchungen im Sozialpädiatrisches Zentrum mit Frühförderung durchgeführt. So konnte das Bestehen einer Autismus-Spektrum-Störung bei Kindern festgestellt werden. Die Förderung und Unterstützung von Kindern mit Autismus und die Begleitung von deren Eltern fand bis 2022 weitgehend bei anderen Anbietern statt.

Kinderzentrum nach Bauende 1979 (Foto: Kiz LU)
Das Kinderzentrum in der Karl-Lochner-Straße nach Bauende 1979.